#Sarrazin

Ich breche mal wieder die eigene Grundregel nicht über Politik zu bloggen. Oft reizt es mich gerade solche Themen anzusprechen, aber da die Gefahr groß ist, falsch verstanden zu werden, lass ich es meistens. Geschrieben ist nun mal geschrieben und dass dies manchmal sehr unangenehm werden kann, verspürt im Moment Herr Sarrazin.

Ich muss vorweg sagen, dass ich mich nicht vollumfänglich informiert habe und auch nur verschiedene Infos aus Presse und Internet für mein Meinungsbild heranziehe, jedoch hat sich dieses in den letzten Tagen stark verändert. Die ersten Aussagen, die in der Presse wiedergegeben wurden, erleichterten die Einordnung in die bekannten Schubladen unseres Denkens und stempelten, zugegeben auch bei mir, Herr Sarrazin gleich ab. Ich möchte seine vielen Aussagen und Thesen nicht bewerten, da ich zuwenig darüber weiss, jedoch gewinne ich langsam den Eindruck, dass es mit Meinungsfreiheit nicht mehr soweit her ist. Natürlich gibt es Aussagen, die per Gesetz verboten sind, jedoch fällt lt. meinem Kenntnisstand keine von Herrn Sarrazin darunter.

Das ihn die Bundesbank aufgrund des Imageverlustes loshaben will, kann ich ebenfalls nachvollziehen. Berechtigt oder nicht wird jeder Arbeitgeber versuchen, Schaden fern zu halten und da gehört, aufgrund der öffentlichen Diskussion, ein Chef wie Herr Sarrazin dazu.

Was aber denkt sich die SPD, Herr Sarrazin aus der Partei zu schmeissen. Die andersartige Meinung sollte dafür als Grund nämlich nicht ausreichen und eher zu einer Diskussion führen als zum Rausschmiss. Egal wie man zu den Aussagen steht, aber solange sie nicht gesetzwidrig sind, sollten sie in einer Partei vertretbar sein. Die Medien und die binäre Entscheidungsfähigkeit führen einen immer wieder auf den falschen Pfad und wie heisst es so schön:

Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.

(Voltaire, der zugegeben auch nicht unumstritten war)

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6 thoughts on “#Sarrazin

  1. Tommy

    Ich stimme dir in all deinen angeführten Punkten zu. Du hast praktisch den Nagel ins Schwarze getroffen… oder so. :oP

  2. jk

    Die These, solange eine Meinung/Aussage nicht gesetzeswidrig ist, müsse sie in jeder Partei vertretbar sein, finde ich mutig. IMO würde gerade das das Ende unserer Demokratie bedeuten – wozu braucht es denn dann noch Parteien?? Heißt das, die Meinung “Ausländer Raus” oder “Deutschland den Deutschen” müsste auch bei der SPD, den Grünen oder der Linken vertreten werden dürfen?? Nein, ich finde Parteien tun gut daran, für sich jeweils einen Grundkonsens (“Programm”) zu erarbeiten, in welchem die (politischen) Leitlinien festgehalten sind, an dem sich jedes Parteimitglied zu orientieren hat.

  3. gethash Post author

    Da bin ich bei Dir. Ich “verlange” ja auch nicht das jede Meinung durch die Partei vertreten werden muss, aber diskutieren sollte man darüber doch können. Da ich mich politisch ja eher auch in deiner Richtung zu Hause fühle, finde ich auch einige Aussagen mehr als fragwürdig. Mein Grundgefühl ist nur, dass man es sich auch nicht zu einfach machen soll mit einer Vorverurteilung.

    Der Mann ist ja nicht komplett bescheuert und daher sollte man zumindest versuchen, seine Aussagen objektiv zu betrachten.

  4. jk

    >>und daher sollte man zumindest versuchen, seine Aussagen objektiv zu betrachten.

    Und u.a. dafür gibt es ja ein Parteiausschluss-Verfahren und eine Schiedskommission. Es ist ja nicht so, dass der Parteivorsitzende oder der Vorstand einen Parteiausschluss mal eben so bestimmen kann. Das ist ein u.U. relativ langwieriger Prozess.
    Davon abgesehen, ist es ein Unterschied, ob jemand in der Öffentlichkeit (über die Presse, ein Buch o.ä.) Thesen vertritt, die mit dem Grundkonsens einer Partei nicht im Einklang stehen oder ob jmd. INNERHALB der Partei einen Meinungsbildungsprozess anstößt um evtl. eine Änderung dieses Grundkonsenses herbeizuführen. Letzteres wäre wohl der (politisch) “korrektere” Weg gewesen. Sarrazin WOLLTE provozieren, also hat er den ersten Weg gewählt – ansonsten wäre er nämlich tatsächlich bescheuert!

  5. gethash Post author

    da hast Du sicherlich mehr Knowhow und kennst die internen Prozesse. Komischerweise wird dies aber auch erst in zweiter und dritter Instanz öffentlich thematisiert und erläutert. Ich bin mal gespannt, was da weiter passiert.

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